Julian Schneyder
Manchmal muss man Dinge selbst in die Hand nehmen. Das hat sich Julian Schneyder, das derzeit gefragteste Österreichische Männermodel wohl auch gedacht: Mit 17 Jahren hat er sich selbst bei der Agentur Wiener Models vorgestellt. Er wurde sofort unter Vertrag genommen. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Austrianfashion.net hat ihn im Rahmen der Men’s Fashion Week für den Frühjahr/Sommer 2018 in Mailand zum Gespräch getroffen.
Als Model bist du viel auf Reisen. Wo warst du in den letzten 2 Monaten?
Ich glaube in London, Los Angeles, Barcelona, Madrid und Mailand.
Da kommen sicherlich einige Flüge zusammen. Wie viele waren es im letzten Jahr?
Leider habe ich erst vor kurzem Handy gewechselt und meine ganzen E- Boarding Pässe verloren. Es müssten aber in etwa 60 Flüge sein. Mein Flugstatus ist inzwischen „Gold“.
Ist es manchmal einsam, wenn man so viel auf Reisen ist?
Hin und wieder schon. Vor allem wenn sich die Reisen über mehrere Wochen strecken.Andererseits hast du so die Möglichkeit viele traumhafte Orte kennen zu lernen.Ich hatte wirklich das Glück bereits an vielen besondere Orten sein zu dürfen. Am meisten beeindruckt hat mich ein Vulkan auf Neuseeland. Wir wurden für ein Shooting mit einem Hubschrauber dorthin geflogen.
Sprechen wir mal über deine Anfänge als Model. Was war die größte Herausforderung?
Alles unter einen Hut zu bekommen. Ich war 17 Jahre alt, stand ein Jahr vor der Matura und hatte 2-3 Mal pro Tag Judotraining. Da war es schwierig noch Zeit zum Modeln zu finden. Das Ganze hat ziemlich stark an meinen Nerven gezehrt.
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert, dass du dich als Model versuchen wolltest?
Am Anfang hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Mit dem Erfolg kam dann aber die Einsicht, dass dies eine einmalige Chance für mich ist.
Wie hat sich der erste „Klick“ vor der Kamera angefühlt?
Ich war wahnsinnig nervös. Ich hatte keine Ahnung vom Posen. Ich hatte auch nie wirklich daran gedacht fotogen zu sein. Das richtige Training und die Unterstützung meiner Agenten haben mir dabei sehr geholfen.
Wie ging es dann weiter?
Es ging alles sehr schnell. Bis zu meinem ersten großen Job war ich 3 Monate in der Agentur und in dieser Zeit hatte ich regelmäßig „Trainingseinheiten“ mit meinem Agenten und Manager Kosmas Pavlos. Wir haben ständig Laufen und Posen geübt. Es wurden Ziele gesetzt, die wir dann gemeinsam Schritt für Schritt umsetzten. Es ist überhaupt das Wichtigste eine Agentur zu haben, die an dich glaubt und dir den richtigen Weg zum Erfolg zeigt. Und sich auch gleichzeitig wirklich um dich kümmert. Ich hatte sehr viel Glück mit Wiener Models.
Models müssen oft unzählige Castings durchlaufen, bis sie das erste Mal gebucht werden. Wie war das bei dir?
Ich hatte großes Glück. Es hat bei mir von Anfang an mit den meisten Jobs geklappt. Ich musste aber natürlich auch unzählige Casting Touren durchlaufen, bis der Großteil der Branche mich endlich wahrgenommen hat.
War es oft auch enttäuschend nicht gebucht zu werden?
Klar! Das ist immer enttäuschend. Das hat sich auch bis heute nicht geändert. Mit einer Vielzahl von Jobs und Buchungen lernt man allerdings besser damit umzugehen.
Was war dein erster großer Job, sozusagen dein „Durchbruch“?
Im Jänner 2015 bin ich exklusiv für die Versace Show bei der Mailänder Fashion Week gebucht worden. Das war mein erster internationaler Auftritt. Ein einschneidendes Erlebnis war auch meine erste große Kampagne für Dsquared2.
Die sozialen Netzwerke sind heute aus dem Model-Alltag nicht mehr wegzudenken. Wie wichtig ist die Online-Vermarktung des eigenen Images?
Prinzipiell sind Instagram & Co. sehr wichtig. Sie sind die Bühne auf der du dich gratis der Welt präsentieren kannst. Man muss allerdings auch vorsichtig sein, damit den Leuten kein falsches Bild vermittelt wird. Das kann bei Kunden schnell nach hinten losgehen, wenn plötzlich ganz was anderes vor der Kamera steht, als das, was sie gebucht haben.
Gibt es Vorgaben von der Agentur bezüglich deiner Posts?
Die Agentur gibt mir konstruktive Feedbacks. Sie vertrauen mir, genauso wie ich meiner Agentur vertraue. Es wird das Beste für meine Karriere gemacht.
Und welche Rolle spielt die Anzahl der Follower für deine Laufbahn?
Die Anzahl ist ausschlaggebend. Daraus erkennt der Kunde deine soziale Reichweite als Model.
Du warst in der Auswahl für das Model des Jahres 2017 auf „models.com“. Du hast dich sicherlich sehr darüber gefreut?
Es war echt toll. Schon die Nominierung allein ist eine riesige Anerkennung und für das Image gibt es nichts Besseres. Es hat mir auch einen großen Push nach oben gegeben und das hat wiederum zu interessanten Zusammenarbeiten mit neuen Kunden geführt.
Als Model ist dein größtes Kapital natürlich in erster Linie dein Äußeres. Wie sieht dein Ich-halte-mich-Fit-Programm aus?
Neben dem Judo gehe ich noch gerne Klettern, Radfahren, Schwimmen. Prinzipiell macht mir eigentlich alles Spaß, was mit Bewegung und der Natur zu tun hat. Auf Reisen gehe ich meistens Laufen und mache ein paar Körpergewichtsübungen. Auf meine Ernährung achte ich so gut wie gar nicht. Gott sei Dank schmecken mir aber oft die gesunden Gerichte besser als die ungesunden. Das macht die ganze Sache um einiges leichter.
Du treibst Judo auf höchstem Niveau. Da sind viele Trainingseinheiten notwendig.
Ich probiere so gut es geht am Ball zu bleiben und so viel wie möglich zu trainieren. In vielen Fällen muss der Sport allerdings „leider“ zugunsten der Aufträge zurückstecken. Judotraining ist auch leider nicht in allen Teilen der Welt möglich.
Hast du trotzdem noch Ziele im Sport?
Mein Traum wäre eine Olympische Medaille zu erkämpfen. Aber mal schauen ob sich dieser Traum erfüllt.
Models haben oft das Gefühl als reine Kleiderständer gehandelt zu werden. Wie wichtig ist eigentlich der Charakter?
Bei einem Model wird sicherlich primär nach dem Äußeren geurteilt. Ich finde jedoch, dass man wahre Inspiration nur im Charakter eines Menschen finden kann. Der eigene Charakter kann den großen Unterschied zu anderen Models ausmachen. Wichtig sind dabei als Model auch die Pünktlichkeit, die Hilfsbereitschaft und das Ambitioniert-Sein.
Wie bei jedem Job gibt es auch beim Modeln sicherlich Pro und Contras?
Meine Pros sind, dass man viele verschiedene Orte sieht, dass es inspirierend ist mit so vielen kreativen Menschen zusammen zu arbeiten und, dass man durch das Modeln schnell reift und ein wahres Organisationstalent wird.
Und die Contras?
Man muss dauernd auf Bereitschaft sein, da die Kunden oft sehr kurzfristig buchen, man wird mit vielen Vorurteilen konfrontiert und oft eben nur auf das Äußere reduziert.
Anfang des Jahres wurden Mario Testino und Bruce Weber, zwei der berühmtesten und einflussreichsten Modefotografen der Welt, der sexuellen Belästigung beschuldigt. War das ein Thema unter Models und welche Ratschläge hat dir deine Agentur gegeben?
Klar wurde darüber gesprochen als es rausgekommen ist. Es war einer der größten Skandale in der Modebranche. Mir wurde von Anfang an von meiner Agentur geraten generell sehr vorsichtig zu sein und alle Situationen vorsichtig abzuwägen.
Gab es Momente in deiner Laufbahn, in denen du alles hinschmeißen wolltest?
Als ich maturiert, Judo auf Hochleistungsniveau getrieben und nebenbei noch gemodelt habe, gab es schon Tage an denen mir alles über den Kopf gewachsen ist. Es hat sich dann aber immer alles von alleine gelöst.
Durch deine Beharrlichkeit hast du bereits viel erreicht. Hast du noch einen Traumjob vor Augen?
Ich wäre gerne das Gesicht für das Aqua di Giò Parfum von Armani. Für mich ist das der prestigereichste Job im Modelbusiness.
Bei den Casting-Marathons für die Modeschauen sieht man jedes Jahr unzählige neue Gesichter, die als Models durchstarten möchten. Welche Ratschläge würdest du ihnen geben?
Sich selbst treu zu bleiben und trotz eines evtl. Erfolges immer auf dem Boden zu bleiben. Und natürlich eine starke Agentur zu finden, der man vertrauen kann, so wie es bei mir der Fall war. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass die eigene Familie und die eigenen Freunde ein sehr wichtiger Rückhalt sind.
Viele Models ziehen des Berufes wegen nach London oder New York. Hast du auch Umzugspläne?
Derzeit wohne ich noch in Wien. Durch das viele Reisen rund um den ganzen Globus macht es für mich keinen Sinn für längere Zeit in einer anderen Stadt zu bleiben. Wien ist für mich außerdem die schönste Stadt auf dieser Welt und deshalb möchte ich auch meinen zukünftigen Lebensmittelpunkt hier haben: Wegen der Familie, meiner Freundin und meiner Freunde.
Text: Patrick Taschler arbeitet nach einem Modestudium am Istituto Europeo di Design als freier Journalist und Runway-Reporter. Seine Texte erschienen in Brigitte Young Miss (BYM), GQ.com Deutschland, Pool-Magazin und SZ-Magazin.